São Tomé - The Hemisphere Crossing

São Tomé - The Hemisphere Crossing

18.07.2021 - 23.07.2021

200km/ 6 Etappen

6000HM+/6000HM-

Bericht: Ursel, Fotos: Ursel, Stefan Betzelt GlobalLimits und Dietmar Rosenau


São Tomé ist ein afrikanischer Inselstaat in Äquatornähe. Die gesamte Insel besteht aus einem erloschenen Vulkan und ist deshalb sehr fruchtbar. Wir (Ingo und ich) laufen von Norden nach Süden unter anderem durch den Naturpark Obo, ein artenreicher Dschungel der durch den Pico Cao Grande bekannt ist.

Initiator des Laufes ist Stefan Betzelt von Global Limits, er organisiert all seine Läufe mit sehr viel  Herzblut. Läufe wie Sri Lanka, Bhutan und Albanien sind uns mit ihm in sehr guter Erinnerung geblieben. Wir laufen das 2. Mal in Sao Tome, denn ich wollte die fantastische Natur, insbesondere den Dschungel, noch einmal sehen.

In diesem Jahr sind wir Corona bedingt eine kleine Gruppe von 24 Personen, darunter 6 Deutsche, die wir von anderen Läufen kennen. Wir sind inzwischen eine kleine Läuferfamilie und stehen das ganze Jahr über in Kontakt.

Die Anreise nach Sao Tome erfolgt von Frankfurt über Lissabon nach Sao Tome.

Die erste große Herausforderung beginnt schon vor dem Abflug mit dem Packen, denn wir sind Selbstversorger, d.h. das gesamte Essen vom Frühstück bis zum Abendessen  sowie Verpflegung während des Laufes müssen wir selbst mitnehmen und nur 10kg sind erlaubt. Während dem Lauf wird nur heißes Wasser zur Verfügung gestellt. Vor Ort tragen wir den Tagesrucksack mit unserer Tagesverpflegung, die wir während des Laufes benötigen.

Die Pflichtausrüstung wird vor dem Lauf akribisch geprüft, und das vorgeschriebene Gewicht darf nicht überschritten werden.

Ab  dem 18.07. werden Ingo und ich unsere gewohnte Komfortzone verlassen, denn wir übernachten in Zelten und in Mosikonetzen. Die Körperpflege erfolgt durch Feuchttücher, Duschen ist erst nach dem Rennen wieder möglich. Wir leben ein bisschen wie Robin Crusoe, aber dafür werden wir mit einer grandiosen und exotischen Natur belohnt.

Unser Lauf beginnt in der großen Plantage Sao Tome Roc Agos into Neto und Ziel ist am Äquator auf der Insel Ilheu des Rolas.

Unsere Etappen sind wie folgt:

1. Etappe 35,8km

Übernachtung im Botanischen Garten Haus im Moskitozelt

2.Etappe 30,7km

Übernachtung in einem Kindergarten im Moskitozelt

3. Etappe 29,0km

Übenachtung Pusada einem alten Dschungelhotel im Moskitozelt

4. Etappe 58,5km

Übernachtung in einem Dorf im Zelt

5. Etappe 27,7km

Übernachtung im Zelt direkt am Meer im Zelt

6. Etappe 16,6km

                                  Ziel am Äquator- Nullmeridian

Vor jeder Etappe findet ein Briefing statt und wir werden auf Besonderheiten aufmerksam gemacht. Die Verpflegung wird in einer Tasche  von Camp zu Camp transportiert.

Wir laufen durch unberührte Natur, durch Kakao -und Kokosplantagen, durch wilden Dschungel und kleine Dörfer. Hier dürfte noch nie ein Touristenbus gewesen sein. Für die Einheimischen sind wir die Exoten und umgekehrt natürlich auch! Viele Kinder begleiten uns immer wieder ein Stück des Weges. Wasserfälle sowie eine große Bachüberquerung sind weitere wunderbare Highlights.

Ich war gut durch mein Training vorbereitet, aber auch bei diesem Rennen komme ich zwischendurch an meine Grenzen, jedoch aufgeben war zu keiner Zeit eine Option. Selbst nach einem Sturz durch Unachtsamkeit in der 3. Etappe laufe ich weiter, mein Knie hat eine tiefe Schnittwunde und wird vom Racearzt bei der nächsten Wasserverpflegung versorgt. Auf einer weiteren Etappe von 27,7 km bekomme ich Magenprobleme, es war hart, aber auch hier bringe ich die Etappe zu Ende. Ich weiß wir sind mittags zurück und danach kann ich mich im Zelt ausruhen. Tatsächlich geht es mir einen Tag danach sehr gut und ich kann wieder lachend am Start stehen.

Die härteste Etappe ist die Ultrastrecke mit fast 59 km. Da müssen wir 12km lang eine steile Straße mit vielen Kehren hoch. Gott sei Dank ist der Himmel bedeckt und wir sind nicht der brutalen Hitze wie im Vorjahr ausgesetzt. Danach geht’s in den Dschungel, hier klettern wir über und unter Baumstämme hindurch. Wir laufen auf xxs Trails zwischen hochgewachsen Urwaldgewächsen. Das sind Trails wie ich sie einfach liebe. Weiter führt uns diese Etappe durch Dörfer und unser Tagesziel ist das Meer.

Jede Etappe ist anders, wir durchqueren Dschungel, Palmwälder, Kokoswälder wir laufen durch viele kleine  Dörfer und teilweise am Strand. Die Einheimischen winken uns zu, ich glaube für sie sind wir eine Sensation, und ich kann mir vorstellen, dass sie denken, das sind  ein paar „Durchgeknallte Läufer“.

Die Strecken sind oft sehr technisch, viele Stolperfallen durch steinige Trails, und deshalb ist konzentriertes Laufen erforderlich.

Die Hitze mit hoher Luftffeuchtigkeit ist eine weitere Herausforderung, aber was man erlebt und was man an exotischem  zu sehen bekommt ist unbeschreiblich und dafür nimmt man einiges in Kauf.

Bei der letzten Etappe von 16km kommen wir nach 10km an einen Strand und werden mit einem kleinen Boot zur Insel Illheu da Rolas gebracht, wo wir dann die letzten 6km durch einen Kokoswald laufen und genau an der Äquatorlinie finishen werden. Die Zeit wird während der Bootsüberfahrt gestoppt und wieder neu gestartet. Die letzten 6km laufen wir durch einen Kokoswald an der Küste entlang über tausende von leeren Kokosschalen. Unser Finish am Äquator war sehr ergreifend. 

Das war wieder ein tolles Lauferlebnis und die Organisation von Stefan einfach nur perfekt! Ein herzliches Dankeschön an Stefan Betzelt und sein Team, dieses Rennen wird uns wieder unvergessen bleiben.

Am Abend findet eine Siegerehrung statt und wir bekommen ein sehr schöner Holzteller überreicht.


Fazit: Wer das Traillaufen in exotischen Ländern liebt, eine große Empfehlung. Allerdings das "Tütenessen" sollte man vorher ausprobieren.

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